Die Geschichte von Lilly & Madelaine

Berührung hat mein Leben gerettet

Madelaine und Lilly sind Zwillinge. Sie leben in Hamburg, lieben Hip-Hop und erzählen sich alles. Seit ihrer Geburt sind sie unzertrennlich. Seit dem Moment, als Lilly ihrer Schwester das Leben rettete.

Die Geschichte von Lilly & Madelaine (01:57)


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Ein dramatischer Start ins Leben

Jedes Jahr werden weltweit etwa 15 Millionen Babys zu früh geboren. Im Fall von Lilly und Madelaine waren es 9 Wochen. Beide kämpften ums Überleben: Sie wurden in einem Inkubator überwacht und mussten beatmet werden. Aber Madelaines Chancen waren geringer; sie wurde mit einem Loch in ihrem Herzen geboren.

Wenn ihr euch auf den ersten Familienfotos seht, wie fühlt ihr euch? Erkennt ihr euch oder habt ihr das Gefühl, jemand anderen anzuschauen?

M: Die Fotos zeigen in gewisser Weise, wie wir heute noch sind – immer zusammen. Mama und Papa haben uns von klein auf erzählt, wie schwierig die ersten Wochen waren. Wir wären fast gestorben. Zum Glück hatte eine Krankenschwester die Idee, uns zusammen in einen Inkubator zu legen ...
L: Dort hielten wir uns in den Armen und unsere kleinen Fingerchen berührten sich. Von diesem Moment an stiegen unsere Überlebenschancen. Irgendwann konnte Madelaine selbstständig atmen und das Loch in ihrem Herzen schloss sich.
M: Unsere Mutter war zu schwach, um uns auf der Neugeborenenstation zu besuchen. Deshalb hat Papa immer Polaroidfotos von uns gemacht. Aber es gab nicht viel zu sehen. Wir waren so winzig und überall waren Schläuche.
„Unsere Freunde sagen immer: Es ist nicht normal, wie nah ihr euch seid!“

Lilly

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Eine dauerhafte Verbindung

Ist die Nähe zwischen euch seit der Geburt unverändert geblieben?

L: Alle unsere Freunde sagen, sie hätten noch nie Zwillinge oder Geschwister gesehen, die sich so nahe stehen wie wir. Sie sagen immer wieder: Es ist nicht normal, wie nah ihr euch seid! Und es stimmt: Wir sind selten mehr als eine Stunde voneinander getrennt. Wir vermissen uns einfach zu sehr.
M: Ich mache mir ständig Sorgen um Lilly. Wenn wir Ski fahren oder Rad fahren, muss Lilly immer vor mir fahren. Sonst würde ich mich ständig umdrehen, um sicherzugehen, dass ihr nichts passiert ist.
L: Wir stehen uns heute genauso nahe wie bei unserer Geburt. Wir umarmen und berühren uns jeden Tag.

DIE ZEIT VERGEHT. DIE KRAFT DER BERÜHRUNG BLEIBT.

„So habe ich es als Mama empfunden, und heute als Ärztin weiß ich es: Berührung kann heilen.“
Prof. Tzipi Strauss

Prof. Tzipi Strauss

Leiterin der Neonatologie am Sheba Medical Centre, Tel Aviv, Israel

Wissenschaft trifft Überlebenstricks

Die Känguru-Methode wurde erstmals in den 1970er Jahren in Bogotà, Kolumbien, angewandt, um die hohen Infektions- und Sterblichkeitsraten in Krankenhäusern aufgrund von Überfüllung und Knappheit an Brutkästen zu bekämpfen. Die Mütter wurden ermutigt, mit ihren Babys über längere Zeit hinweg und während des Stillens Hautkontakt zu halten. Erkrankungen und Sterblichkeit bei den Säuglingen gingen rasch zurück. Seit dieser Zeit wurden die zahlreichen, wichtigen und beständigen Vorteile der Känguru-Methode für Babys und ihre Familien in vielen Untersuchungen bestätigt. Belegt sind Vorteile für Kreislauf und Temperatur, Schlafverhalten, bessere Verhaltenseinschätzung, weniger unerwünschte Reaktionen auf schmerzhafte Eingriffe und ein verbessertes familiäres Umfeld.

Taktile Stimulation: Wissenschaft trifft Überlebenstricks

Frühchen erleben häufig Atemaussetzer. Eine einfache Berührung kann sie jedoch dazu anregen, weiter zu atmen. Im Klinikalltag ist es jedoch für Pflegepersonal schwierig, jedes Frühchen rechtzeitig zu berühren. Glücklicherweise haben Forscher in Leipzig jetzt eine Methode entwickelt, mit der sich Frühgeborene semi-mechanisch stimulieren lassen. NIVEA fördert dieses Projekt, das dazu beitragen soll, die Überlebenschancen von frühgeborenen Babys zu verbessern.

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Sandra, Deutschland

Unser Sohn wurde 12 Wochen zu früh geboren. Er musste neun Wochen auf der Neugeborenenstation verbringen. Jeden Tag hielten wir engen Hautkontakt mit ihm, um ihm die Wärme zu geben, die er brauchte. Diese Methode nennt man „Känguruhen". Heute ist er ein hübscher, glücklicher 2,5-Jähriger.
Richard, USA

Eines Tages gingen meine Freundin und ich an den Delaware River. Ich wollte im Fluss waten, aber einige Felsen waren rutschig. Ich rutschte aus. Und neben einem dieser Felsen war ein tiefes Loch. Ich fiel direkt hinein. Ich versuchte heraus zu kommen. Im letzten Moment gelang es mir, meine rechte Hand zu heben. Eine Sekunde später fühlte ich, wie mich jemand packte, hochzog und meinen Kopf über das Wasser hielt. Es war eine junge Frau! Sie war einige Meter weiter unten gewesen und hatte mich nicht mehr herauskommen sehen. Als ich spürte, wie eine andere Hand mich berührte, wusste ich, dass ich nicht sterben würde. Das war offensichtlich eine tiefe und wichtige Erfahrung.
Lisa, Deutschland

Unser Baby hatte mitten im Lockdown Termin. Ich hatte bereits seit zwei Tagen Wehen. Mein Mann durfte nicht in den Kreißsaal. Ich hatte regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Aber trotzdem fühlte ich mich mit meinem Schmerz meist allein. Dann wechselte die Schicht der Hebamme. Die neue Hebamme legte zur Begrüßung ihre Hand auf meinen Rücken. Dies war die erste Berührung, die ich spürte, seit die Geburt eingeleitet worden war. Diese kleine Geste der Zuneigung gab mir Kraft. In diesem Moment fühlte ich wieder Hoffnung, dass es mir irgendwie gelingen würde, dieses Kind auf die Welt zu bringen.